Die Methodik
Der haptische Sinn ist der grundlegende Beziehungssinn zur Welt ebenso
wie zu uns selbst. Er umfasst den Hautsinn, die Tiefensensibilität und das Gleichgewicht. Über diese Basissinne erfahren und orientieren wir uns - wir äußern uns in die Welt hinein.
Wer etwas mit den Händen berührt, wird auch selbst davon berührt. Im haptischen Begreifen wird jede Bewegung bewegend zurückerfahren. Schon
die ersten frühkindlichen Welt-Erfahrungen prägen sich auf diese Weise ein und formen den jeweils individuellen Ausdruck in der Bewegung. Jeder Gestus, in dem wir uns äußern, enthält die persönliche biografische Beziehungs-
erfahrung zur Welt.
Im Tonfeld wird es möglich, in den Spuren der Bewegung den Spuren des eigenen Gewordenseins zu begegnen. Doch es bleibt nicht beim Begegnen.
Die Gegenseitigkeit von Berühren und Berührtsein fordert unweigerlich zu Antworten heraus und eröffnet einen fortlaufenden Prozess des Gestaltens
und Umgestaltens. Die Hände folgen dem Bedürfnis der Bewegung, bis dieses sich erfüllt in einem neuen Gleichgewicht von Efferenz und Reafferenz, von Wirkung und Rückwirkung.
Was in der biografischen Situation eventuell nicht möglich war, kann hier im sensomotorischen Prozess am Tonfeld nachgeholt und ausgeglichen werden. Dazu stellt sich der Ton unendlich zur Verfügung. Er ist gestaltbar und vermittelt die eigene Berührung zurück, so dass Veränderung und Entwicklung möglich wird. Was hier modellhaft in der Bewegung der Hände geschieht, umfasst zugleich auch die grundlegende Entwicklungsbewegung des Lebens.