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Grundlagen der Arbeit am Tonfeld

Zum Auslöser für die Idee und die weitere Entwicklung der Methode Arbeit am Tonfeld wurden Beobachtungen anhand von Tastübungen, die Heinz Deuser in den Jahren 1971/ 72 mit verschiedenen Probanden durchführte. Eine versteinerte Muschel sollte mit geschlossenen Augen ertastet und benannt werden.

Auffällig war, dass die unterschiedlichen „Dinge“, die die Betreffenden darin erkannten – z.B. ein Faustkeil, etwas Kostbares und Schützenswertes, eine Landschaft o.ä. – bestimmt wurden durch die Weise, wie die Muschel ergriffen und berührt wurde. Die Art der Bewegung objektivierte sich und gestaltete sich zu einem bedeutsamen Objekt, das über sich hinaus wies auf eine erworbene Erfahrungsgeschichte. Der Tastsinn eröffnete eine ganz eigene Dimension, indem er wesentliche Vorfälle der biografischen Geschichte erinnern ließ.

Damit die Bewegung der Hände sichtbar werden und sich als Gestaltungs-
prozess weiter entfalten konnte, erfand Heinz Deuser das Tonfeld. Damit war etwas gefunden, in dem ein jeder sich nach seinem Lebensbedürfnis in und zu seiner Geschichte formen konnte. In teilnehmender Beobachtung entwickelte er seither das theoretische Konzept und die Praxis dieser Methode. 

Entscheidenden Anteil an der Entwicklung hatte die Analytische Psychologie C.G. Jungs, insbesondere ihre Spezifizierung durch E. Neumann. Die Gestaltungen im Material und die individuelle Organisation wurden verständlich aus der Archetypenlehre und den Symbolen der Wandlung im Individuationsprozess.

Weiter reichende Erkenntnis ergab sich aus der Beobachtung, dass die Bewegung der Hände eine Tendenz aufwies, sich in dem zu erfüllen, was im Tonfeld erschien. Es entstand der Lehrsatz: „Bewegung wird Gestalt“. Berühren und Berührtwerden, Bewegung und sinnenhafte Wahrnehmung fanden in den Gestaltbildungen zusammen. Dieses „zyklomorphe“ Geschehen vollzog sich nach dem Gestaltkreis V. v. Weizsäckers in einer dynamischen Ordnung, die E. von Holst und H. Mittelstaedt 1950 als Reafferenzprinzip bezeichnet hatten und die P. Anochin als funktionelles System beschrieb. In solcher Ordnung entwickelt sich jede organismische Einheit.

Die Bildprozesse konnten nun wieder auf die Bewegung bezogen werden, in der sie entstanden waren. Die Gestaltbildung konnte aktualgenetisch verstanden werden im Sinne von F. Krueger und F. Sander.

Ging es nun um die Ich-Bildung und ihre Entfaltung, musste das Augenmerk auf die Entwicklungsstadien dieses Prozesses und seines Aufbaus gelenkt werden. Frühester Beginn wurde die leibliche Gleichgewichts-
organisation in den Basissinnen. Die eigene Verwirklichung in der Gestaltbildung vollzog sich als intelligenter Akt im Sinne J. Piagets, als emotionaler Akt im Sinne M. Kleins und D. W. Winnicotts und als sozial-anthropologischer Akt im Sinne A. Gehlens. Orientierung hierfür boten besonders hier die Arbeiten W. Diltheys, H. Plessners, M. Bubers, E. Husserls und M. Heideggers.

Die vormals noch tiefenpsychologische Sichtweise wandelte sich in eine phänomenologische. Die Intention in der Wahrnehmung betraf nicht das Bewusstsein, sondern die Person in ihrer leiblich-sinnenhaften Verwirklichung in der Welt. In den Mittelpunkt rückte damit nicht mehr die Gestaltbildung selbst, sondern ihr Erwerb und ihre Eingliederung im strukturellen Aufbau und im Zusammenhang menschlicher Entwicklung.

Die Arbeit am Tonfeld öffnet heute die Perspektive auf einen Vorgang, der – recht reduziert in seinen Elementen – die Bedingungen und die Möglichkeiten zur Entwicklung bereitstellt. 

Aktuelles

Die Seminartermine für 2023 sind online


Aktueller Hinweis: In München findet derzeit keine Fortbildung in der Arbeit am Tonfeld statt. Eine Übergabe an Ina Schott und Katharina Kramer hat nicht stattgefunden. 

 

Buchneuerscheinung November 2021
Cornelia Elbrecht
Healing trauma in children at the clay field; how sensorimotor art therapy supports the embodiment of developmental milestones. Berkeley, CA: North Atlantic Books.

 

Eingliederungen in die Kunsttherapie: Zum Essay von Prof. Dr. U. Elbing Link

Antwort darauf von Prof. H. Deuser Link

 

Dokumentarfilme über die Masterclasses in Australien in englischer und deutscher Sprache. Sie beinhalten eine ausführliche Erklärung über die Arbeit am Tonfeld sowie Arbeiten in detailierter Form.  Filme

Zur Information: Buchrezension im Jahresband 2019 der Zeitschrift Kunst & Therapie, Zeitschrift für bildnerische Therapien. Hrsg: M. Wendlandt-Baumeister, K.-H. Menzen, P. Rech. Verlag Claus Richter

 

Zur Information: Buchrezension in der Zeitschrift Verhaltenstherapie & Psychosoziale Praxis

 

 

Der Film zur Arbeit am Tonfeld 
Er dokumentiert die Entwicklung eines
zehnjährigen Jungen über mehrere Monate
Bestellung der Film-DVD


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